Einreisen in die Staaten war noch nie beonders lustig. Die erste Grenze wo zu viele Fragen in einem aggressiven Unterton gestellt werden. Wie auch immer, mir wurde geglaubt und die gefälschten Flugtickets haben ebenfalls gereicht. Von Houston bin ich nach Helena, Montana geflogen. Das Flugzeug war enorm klein und die atmosphäre sehr familiär.
Am Flughafen hat Jim bereits auf mich gewartet. Ich habe Jim in Santiago kennengelernt, er hat unglaublich von Montana geschwärmt und so beschloss ich diese Naturreiche Region zu berreisen. 😊
Helena ist die Hauptstadt von Montana. Im Bundesstaat Montana leben 1 Mio. Menschen auf einer Fläche die 9x so gross ist wie die Schweiz - ein regelrechtes
Naturparadies.
Als erstes kriegte ich eine ausgiebige Tour durch die quadratisch geführte Stadt Helena mit einem Stopp in einer der einheimischen Brauereien. 🍻
Das es die Amis gerne übertrieben gross haben wird einem schnell bestätigt, riesige Häuser, über grosse Autos und Trucks, jeder hat einen überdimensionalen
Wohnwagen im Garten und jeder hortet alte Sachen im und um die Häuser. Brokenhäuser gibt's an jeder Ecke, jedes Wochenende startet jemand einen Garagenverkauf und alle gehen hin und kaufen etwas
zu einem Spotpreis in der Hoffnung es wird irgendwann mal wertvoll. Jim ist in meinen Augen auch so - aber er bezeichnet andere als Messi 😂
Während der Zeit in Helena konnte ich auf Jim's Couch übernachten. Das Haus ist ganz nett aber wie bereits gesagt zu viel nutzloses Zeugs das viel Platz wegnimmt
🙈
Die ersten Tage in Helena vergingen wie im Flug. Wir wanderten auf den Mt. Helena Hausberg, waren am wöchentlichen Foodfestival und haben einen Ausflug auf dem
Motorbike 🛵 nach Butte gemacht. Töfffahren ist schon eine coole Sache 😍
Jim hat ein 2tes Haus nahe seiner Ski Area in Phlilipsburg. Das Dorf hat knapp 1'000 Einwohner, besitzt einer der berühmtesten Candy Stores in ganz Montana, sowie
2 Brauereien. Das Haus war einiges aufgerämter als das in Helena 😉 Eine wunderbare Terasse an der Sonne und immer wieder laufen zwischen den Gebäuden Rehe durch und scheuen die Anwesenheit der
Menschen nicht. Die Temperaturen auf 1600m waren eher kühl. Trotzem luden wir am nächsten Tag die 2 Kajaks und fuhren zum Georgtown Lake auf knapp 2'000m für eine ausgiebige Paddeltour. Der See
war umgeben von dichten Tannen und auf der einen Seeseite ragte die noch immer schneebedeckte Bergkette aus dem Boden. Was für ein Panorama. 🏔️
Für den nächsten Ausflug benötigten wir die beiden Fahrräder, die wir auf lustige Weise auf dem Dach befestigten und im Kofferraum verstauten. (so beladen darf
man wohl auch nur in Amerika😂) Wir fuhren an die Bundesstaat-Grenze Montana Idaho, wo eine alte Bahnlinie als Bikeroute 🚲 umgebaut wurde. Die Strecke geht kontinuierlich bergab, also sehr ein
einfaches radeln. Die Strecke führt durch div. Tunnel, der längste ist ca 2 Km lang. Noch nie bin ich durch einen so langen Tunnel geradelt und ich kann euch sagen so spektakulär war es nicht. Es
war eiskalt und so schlammig das wir komplett nass und schmutzig aus dem Tunnel rauskamen. Die Weiterfahrt war atemberaubend schön und führte immer wieder über alte Eisenbahnbrücken die
einen fantastischen Ausblick auf das tannige Tal boten. Unser traditionelles Mittagspäuschen mit einem Peanutbutter Sandwich, machten wir genau auf einer dieser Brücken 😄 Am Ende der Strecke
werden alle Fahrräder und Passagiere in einen alten Schulbus geladen und zurück zum Parkplatz gefahren - so hatte ich auch meine erste Schulbusfahrt mit einem offiziellen amerikanischen Schulbus
😎
Nach einem langen Tag muss auch ab und zu mal ausgeschlafen werden - und genau das stand an diesem Sonntag an. Am Abend fuhren wir auf den Berg nahe dem Georg
Town Lake und besuchten das Konzert von Wylie & the wild West, eine Country-Music Band. Das Konzert war richtig, richtig gut und ratet mal für was der Sänger der Band ebenfalls noch bekannt
ist? Wylie jodelt und nicht mal schlecht. 💃 Was für ein Gaudi. Schnell sprach sich rum dass ich eine Schweizerin bin, was für viele Amerikaner ausserordentlich war. Mir schien jeder hat eine
Tochter irgendwo in der Schweiz und wollte mir dies Berichten 🙈 haha. Männer scheint es weniger in die Schweiz zu ziehen. Vermutlich zu kleine Autos, zu viele Regeln. 🤭
Zurück in Helena machten wir uns bereit für einen Ausflug zum Yellowstone Nationalpark. Die Kühlbox im Kofferraum, Zelt, Matraze und Schlafsack ebenfalls -
startklar würde ich sagen. Wir wählten die Route über den Beartooth Pass. Eine fantastische Strecke. Der Pass ist 3'336m hoch. Es lag noch ziemlich viel Schnee. Amerika hatte einen
aussergewöhnlich langen Winter. Normalerweise sei es um diese Jahreszeit bereits sehr trocken und braun. Kurz vor Passhöhe stoppten wir um die Aussicht zu geniessen. Die Seen waren immernoch
zugefrohren - es war auch aussergewöhnlich kalt da oben. Direkt neben dem Parkplatz weidete eine Herde wilder Bergziegen. Wir konnten die Tiere mit ihren Jungen in aller Ruhe fotografieren,
unsere Anwesenheit schien sie nicht zu stören.
Hinter dem Pass und somit auch am Eingang zum Yellowstone Nationalpark liegt Cooke City. Ich habe mir eine Stadt vorgestellt, heisst ja auch City. 😂 Was wir
antrafen waren ca. 20 Häuser, darunter 2 Restaurants. Das Örtchen war ausserorderntlich sympatisch, die Menschen grüssten einander und jeder quatschte mit jedem. Bevor wir irgendwo ein
Schlafplätzchen suchten, machten wir bereits eine kleine Runde im Park. Das Lammor Valley im Park ist sehr bekannt für Wölfe und Bären - den Ort kann man abends kaum verpassen. Viele Autos und
noch mehr Menschen tummelten sich auf der kleinen Platform, wo viele Menschen in die gleiche Richtung schauen und sich Profi Kameras aneinander reihen muss es etwas spektakuläres zu sehen geben.
😊 Neugierig hielten wir und stellten uns ebenfalls neben die vielen Menschen. Schnell kamen wir ins Gespräch mit einigen und durften auch die Ferngläser ausleihen um den Grizzly Bär in weiter
Ferne zu sehen. Als ich die Ferngläser hatte sprang der Grizzly direkt ins Wasser und schwamm flussaufwärts. Was für ein Start, gleich als erstes einen Grizzly Bär zu sehen 😍 Auf der riesigen
Fläche tummelten sich neben dem Grizzly noch hunderte Büffel, riesige Tiere.
Es war bereits Dunkel als wir glücklicherweise einen Campingplatz fanden und unser Nachtlager aufbauten. Zelten war aufgrund der vielen wilden Bären, die sich
anscheinend Nahe dem Dorf aufhielten verboten. So blieb wohl nur noch übernachten im Auto übrig. Schnell räumten wir den Kofferraum aus und richteten unser Nachtlager ein. Die Nacht war
sternenklar. Immer wieder schaute ich aus dem Fenster und blickte direkt in den klaren Sternenhimmel bis ich schliesslich in einen tiefen Schlaf viel.🌟
4ter July - der Nationalfeiertag Amerikas. 🇺🇸 Der kleinste Ort hatte eine traditionelle Parade, meine erste 4th of July Parade. Ähnlich wie unsere Fasnachtsumzüge nur weniger bunte Kostüme 🎊 Nach der Parade, gestärkt mit einem amerikanischen Kaffee machten wir uns erneut auf den Weg in den Park. Jim hatte einen Seniorpass und somit konnte ich kostenlos mit in den Park, auch auf den Campgrounds hatten wir oft den halben Preis bezahlt - sehr praktisch dieser Seniorpass 😜
Wenige Meter nach dem offiziellen Parkeingang bildete sich eine Kolonne auf der Strasse und als wir rechts rüber schauten sahen wir weshalb. Ein Braunbär spazierte seelenruhig am Strassenrand entlang. War wohl wirklich eine gute Idee nicht im Zelt zu übernachten 😅 Natürlich war ich total aufgeregt und konnte mich kaum satt sehen von diesem knuffigen Bären. Die Tiere sehen knuffig und harmlos aus, jedoch werden immer mal wieder Menschen von den Bären angegriffen. Wer also im Park spazieren geht muss einen sogenannten Bärspray, vergleichbar mit einem Pfefferspray, dabei haben. Wir fuhren weiter durch den Park und sahen Büffel aus nächster Nähe, ein Büffel lief direkt auf mich zu, sodass mir kurz nicht mehr so wohl war. Wir spottenen weitere Bären, sogar einen auf einem Baum kletternd 😍 Gegen Mittag hielten wir am Yellowstone River für das traditionelle Peanutbutter Sandwich. Jim testete den Bärspray, der Wind kehrte und wir kriegten beide die volle Ladung ab 🙈 Das Zeug brannte in den Augen und im Rachen 😫 - war wohl nicht die schlauste Idee 🤣 Als wir uns erholt haben, spotteten wir einen braunen Fleck der sich bewegte, ein weiterer Bär. 🤩 Vermutlich lockt der Spray die Bären mehr an als dass er sie vertreibt 😂 Es dauerte nicht lange und hunderte Menschen beobachteten mit uns den Bären beim Mittagessen.
Der Park ist sehr abwechslungsreich, neben den endlosen grünen Flächen führt ein tiefer Canyon durch den Park. Voller neuer Eindrücke machten wir uns Abends auf den Weg Richtung Norden nach Gardener, in der Hoffnung da irgenwo einen Campingplatz zu finden. Das war gar nicht so einfach - irgenwann parkten wir auf dem Pferdeparkplatz in einem Campground in der Hoffnung es würde am 4ten Juli nachts niemand auf die Idee kommen die Zeltplätze zu prüfen. 😅
Früh bevor die Zeltplatzwächter kamen machten wir uns aus dem Staub - erfolgreich 😉 Der Yellowstone Nationalpark ist ebenfalls sehr bekannt für die Geysire und
diese schauten wir uns am 2ten Tag an. Gefühlt hatte es 5x mehr Menschen als am Vortag. Wir besuchten die wichtigsten Orte, unter anderem den Old Faithfull, wo ein Geysir alle 1.5h eine Meterhohe
Fontäne ausspuckt. Für dieses Spektakel versammeln sich hunderte Menschen um den einen Geysir und warten gespannt auf den Beginn des 5-minütigen Spektakels 😊
Voller Eindrücke und leeren Kamerabatterien machten wir uns am späten Nachmittag auf den Rückweg nach Helena. 😍
Zurück in Helena gingen wir es gemütlich an und besuchten Abends die Lewis und Clark Tropfsteinhöhlen. Die Höhlen befinden sich in einer wunderschönen Region und wurden in einem Winter durch den aufsteigenden Dampf der aus der Weite sichtbar war, von Lewis & Clark entdeckt.
Am nächsten Tag stand Rasenmähen und Unkraut jäten, sowie eine komplette Autoreinigung (mit ausmisten und reinigen) auf dem Programm. Das Auto wurde wohl seit Jahren nicht mehr gereinigt. 😅 Wir luden die Kajaks auf's Dach 🚗 für den nächsten Ausflug in den Glacier Nationalpark. Dies ist bereits mein letzter Ausflug in Montana. Vom Glacier Nationalpark werde ich den Zug nach Seattle nehmen.
Die Fahrt in den Glacier Nationalpark schien endlos - die Gegend im Norden ist noch verlassener als der Süden. Als wir den Park erreichten, waren bereits alle Zeltplätze voll. Wieder parkten wir auf einem Parking und hofften, dass auch diese Nacht niemand kontrollieren wird und hatten erneut Glück 😊👍🏼 Abends schlug das Wetter um und durch den Regen und die letzten Sonnenstrahlen bildete sich ein kompletter Regenbogen. Selten habe ich einen kompletten Regenbogen gesehen. 😍 Die Nacht war kurz, wir mussten uns morgens wieder zeitig aus dem Zeltplatz schleichen 😉
Auf dem Weg raus aus dem Camping leuchtet das Motorenzeichen im Auto auf. Bevor wir nun tiefer in den Nationalpark fuhren drehten wir um und fuhren ins nächste
Dorf um des Auto prüfen zu lassen. Während der Kontrolle holte ich Kaffee in der Tankstelle gegenüber - ich füllte die Becher mit Kaffee. Neben dem Zucker stand eine Flasche Milch, ich öffnete
die Flasche, war erstaunt dass diese verschlossen war, schenkte ein und schraubte den Deckel wieder auf die Flasche. 5 Sekunden später nahm der Herr der neben mir Kaffee einschenkte die Flasche,
lief zur Kasse, bezahlte und verliess den Laden 😂 UUps - ich konnte mich kaum halten vor Lachen, der Herr hat von dem allem nichts mitgekriegt 🤣 Anfängerfehler 🇨🇭😅
Das Auto scheint die nächsten Tage zu überleben - und wir machten uns auf in den Park zum Two Medicine Lake um zu Kajaken. Bevor die Kajaks ins Wasser dürfen gibt
es an jedem See eine Inspektion um die Gewässer zu schützen. Als wir endlich ready waren (diesmal haben wir übrigens legal am Morgen bereits einen Zeltplatz reserviert😉), fing es an zu regnen. Nichts desto trotz paddelten wir los, raus auf den See. Die Berge waren unglaublich nah und niemand auf dem Wasser
ausser wir beide. Kurz darauf zeigte sich die Sonne 🌞 wir paddelten für ein paar Stunden auf dem See rum und genossen die Natur. Der See war teilweise so glatt, dass sich sogar die Berge darin
spiegelten. 😍
Müde legten wir uns abends in unser fahrendes Zelt 🚗
Lake St. Mary stand am nächsten Morgen auf dem Programm. Wir konnten bereits um 9
Uhr im grossen St. Marysee los kajaken. 🛶 Der Wind verursachte ziemlich grosse Wellen, was das kajaken etwas erschwerte. Dennoch überquerten wir den See und powerten uns komplett aus, bis wir auf
die Knochen nass waren. 😄 Als wir aus dem Parkplatz fuhren erspähten wir einen braunen Fleck direkt neben dem Auto - wir tippten auf ein Schaf, bis uns das Tier direkt anschaute - ein kleiner
Braunbär 😍 ich haspelte herum, suchte nach der Kamera und dann kam auch schon der Parkranger der das Tier zu meinem Ärger verscheuchte. 😩 Der Bär war keine 3 Meter von mir weg. Leider konnten wir
die Faszination bildlich nicht festhalten.
Wenige Minuten später sahen wir durch die Tannen eine Bärenmutter mit ihrem Jungtier spazieren. Unglaublich faszinierend die wilden Tiere so nah zu sehen.
😍
Später fuhren wir über den Logan Pass via Going-to-the-Sun Road in den Westen des Parks. Eine absolute highlight Panorama Route, vergleichbar mit dem Gotthardpass
nur grösser und wilder😜 auf der anderen Seite des Parks schoben wir die Kajaks für eine kleine Abendpaddelrunde in den McDonald Lake. Der See war ruhig und unglaublich klar. Die Runde war kurz,
da wir noch immer müde waren von der Runde am Vormittag. 😄
Und abends verliessen wir den Park bereits und übernachteten auf einem eher modernen Zeltplatz mit Dusche etc. 😉 Auch mal wieder schön eine Dusche zu haben
😜
Und hier erreiche ich auch bereits das Ende meiner Zeit in Montana. An dieser Stelle möchte ich Jim herzlich danken, für die Zeit die er sich genommen hat um mir seine Heimat zu zeigen. Eine einzigartige Erfahrung, Montana mit den Augen eines passionerten Einheimischen sehen und erleben zu dürfen. Vielen Dank!